Die Geschichte des Getreidebaus im Pongau
Die Steinzeit-Pongauer begannen bereits etwa 5000 v.Chr., in der Jungsteinzeit, Wald zu roden und Getreide anzubauen. Damals waren noch Elche und Braunbären im Pongau heimisch.
Der Getreideanbau war über die Bronzezeit, das Mittelalter bis in die Neuzeit immer sehr wichtig für die Selbstversorgung der Bergbauern. Sie verbrachten viele Stunden des Jahres mit dem händischen Pflegen des Getreides und ernährten sich und ihr Vieh damit. Geerntet wurde mit Sichel oder Sense und das Getreide wurde zum Nachtrocknen zu Männchen (Hiefeln) aufgestellt.
Ab 1950 wurden einige Mähdrescher angeschafft, die die Ernte weniger mühsam machten. Trotzdem ging der Getreidebau schnell zurück Die Eisenbahn ermöglichte den Transport von billigem Getreide aus Ostösterreich und Ungarn und die Bauern spezialisierten sich auf die Tierhaltung. 1921 wurden im Pongau noch 980 ha Winterroggen geerntet, 100 Jahre später war es nur mehr ein Hektar.
Heute wird am Biohof Gschwendt in Bischofshofen wieder Speisegetreide geerntet. Der Biohof widmet sich der Wiederbelebung der Getreidekultur im Pongau. Heute ist biologische Getreidebau im Berggebiet ein Beitrag für die lokale Lebensmittelversorgung, zur Erhaltung der Artenvielfalt und eines abwechslungsreichen Landschaftsbildes. Besonders Heuschrecken finden im Getreidefeld einen Rückzugsort, wenn die Wiesen rundherum gemäht werden.
Pongauer Getreidesorten
Prof. Erwin Mayr (1899-1969) verdanken wir es, dass einige Pongauer Getreidesorten (Sechs Weizen und eine Gerste) erhalten geblieben sind. Mayr sammelte das Saatgut in den 1920er Jahren und gründete später in Rinn in Tirol eine Genbank, in der auch die alten Pongauer Sorten seither Jahr für Jahr erneuert werden.
Landsorten sind durch Auslese der Bäuerinnen und Bauern entstanden und an die lokalen Umweltbedingungen angepasst. Im letzten Jahrhundert sind bis zu 90% der Landsorten weltweit verloren gegangen. Landsorten sind Teil der lokalen Kultur und die Erhaltung ihrer genetischen Vielfalt ist für die Landwirtschaft von großer Bedeutung.
Sommergetreide werden im Frühling gesät, sobald der Schnee geschmolzen ist. Die Ernte erfolgt schon im Sommer desselben Jahres. Wintergetreide werden bereits im Herbst des Vorjahres gesät und sind im Gebirge fast ein ganzes Jahr am Feld. Manche brauchen einige Wochen sehr kalte Temperaturen, damit sie überhaupt blühen und Samen tragen.
.Die in der Genbank gelagerten 170 alpinen Sommerweizen haben eine größere genetische Vielfalt als alle modernen Weizensorten, die in Europa angebaut werden. Vier davon stammen aus Kleinarl. Die Vielfalt der Sorten erkennt man an unterschiedlicher Wuchshöhe, unterschiedlichen Ähren und Grannen. Eine Besonderheit ist der Binkelweizen mit ganz kurzen Ähren.
Erwin Mayr züchtete auch einige Sorten, die in die österreichische Sortenliste aufgenommen wurden. Pongauer Landsorten spielten dabei eine große Rolle. Es entstanden zwei Sorten: der St. Johanner Winterweizen und der Rinner Winterweizen. Der Rinner Winterweizen, eine der wichtigsten Getreidesorten am Biohof Gschwendt, stammt von einer Landsorte aus Kleinarl ab.